Shreveport, New Orleans, Philadelphia

Im Frühjahr 2017 bin ich für mehrere Tagungen und Diskussionsforen in die Vereinigten Staaten aufgebrochen, um die vorläufigen Ergebnisse meines aktuellen Forschungsprojektes vorzustellen und mit einschlägigen HistorikerInnen zu debattieren. Zur Erinnerung: Derzeit untersuche ich die Erfahrungen der deutschamerikanischen Gemeinschaft von New Orleans während des Ersten Weltkrieges. In Shreveport, Louisiana, hielt ich hierzu im Rahmen der Jahrestagung der Louisiana Historical Association ebenso einen Vortrag wie auf dem Symposium der Society for German American Studies, das in diesem Jahr in Philadelphia stattfand. In New Orleans bot mir Mark Kuss von der University of Holy Cross darüber hinaus die Chance, meine Thesen und Argumentationen der interessierten Studierendenschaft und Öffentlichkeit zu präsentieren. In Philadelphia konnte ich den Aufenthalt auch dafür nutzen, um in der dortigen Horner Library der German Society of Pennsylvania weiteres Material für mein Projekt zusammenzutragen (siehe Abb.).

Nach einer ersten Sichtung der Materialien ist dabei festzuhalten, dass sich die Erfahrungen der Deutschamerikaner von New Orleans deutlich von denen anderer Deutschamerikaner in den USA unterschieden, die Deutschamerikaner von New Orleans beispielsweise weniger massiven Repressionen ausgesetzt waren, als dies von der Forschung für weite Teile der Vereinigten Staaten nachgewiesen wurde. In den nächsten Monaten gilt es nun, die Resultate der Präsentationen, Diskussionen und Debatten in einem Artikel zu verknüpfen.

Family Networks in Colonial Louisiana

20170113_122002Basierend auf einem Vortrag aus dem Jahr 2014 hat das Yearbook of German-American Studies kürzlich einen peer reviewten Artikel von mir veröffentlicht, der die Ausbildung von Familiennetzwerken im kolonialen Louisiana erkundet. Durch die Analyse von Tauf-, Heirats- und Sterbeeinträgen in Kirchenregistern wird in dem Aufsatz nachgewiesen, wie sich die kolonialen Akteure religiöse Akte und Institutionen aneigneten, um familiale Netzwerke im Louisiana des 18. Jahrhunderts zu produzieren und zu inszenieren. Der Artikel fokussiert dabei vor allem das Zusammenspiel von kapuzinischen Geistlichen und so genannten „petits habitants“, einfachen Siedlern, im Aufbau von Verwandtschaftsbeziehungen. Konzeptuell stellt der Beitrag damit eine Hälfte meines Versuches dar, die Anfertigung von Kirchenregistern im Rahmen einer generellen, kolonialen Wissensproduktion zu verstehen. Die zweite Hälfte dieses Versuches, in dessen Vordergrund die Aspekte „Migration – Familie – Macht“ stehen, wird ebenfalls in Kürze in einem Sammelband des Arbeitskreises für Historische Familienforschung erscheinen.

Hübner, Andreas. „Family Networks in Colonial Louisiana: Evidence from Eighteenth-Century Parish Records“. Yearbook of German-American Studies 50 (2015): 59–73. (peer reviewed)

American Studies Committee

img_2559Alljährlich im November findet in den altehrwürdigen Räumlichkeiten der Leucorea Stiftung Wittenberg das Treffen des American Studies Committees statt. Organisiert durch Julia Nitz vom Muhlenberg Center for American Studies der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bietet das Treffen interessierten LehrerInnen jedweder Fachrichtungen mit einer Affinität für die Nordamerikastudien eine spannende Fortbildungsgelegenheit. Natürlich standen in diesem Jahr vor allem die Präsidentschaftswahlen im Fokus der verschiedenen Keynote Lectures, Workshops und sonstigen Programmpunkte. Darüber hinaus wurden aber weitere unterrichtsrelevante Kompetenz- und Inhaltsbereiche bearbeitet, wie die Themenfelder Urban Legends, Hip Hop in the EFL-Classroom sowie U.S. Gender und Race Relations. Zu letzterem Aspekt leitete ich einen Workshop, der ausgehend von einer Analyse der Folgen des Hurrikans Katrina die historischen Dimensionen des „spatial racism“ in New Orleans offenlegte und anhand von Beispielen die Perspektiven dieser Problematik für den fremdsprachlichen, geographischen und geschichtlichen Unterricht aufzeigte.

Abgesehen von den konstruktiven Ergebnissen der Workshops und Keynote Lectures verdeutlichte das Treffen des American Studies Committees einmal mehr, wie produktiv und fruchtbar die Vernetzung von fachdidaktischer, universitätsbasierter Forschung und schulischer Erfahrungswelt immer wieder sein kann. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Sitzungen und BeiträgerInnen bietet die Webseite des Muhlenberg Centers.