Thinking Machines

Im Jahr 1613 stellte der Engländer Richard Brathwaite eine kühne Frage: “What art thou O Man and from whence hadst thou thy beginning?” Eine schnelle Antwort hatte der Autor diverser Satiren und Humoresken nicht parat, wähnte sich einer Lösung aber nahe: Er hatte den weisesten Computer aller Zeiten „gelesen“. Indes eine Antwort auf seine Frage sollte er von diesem Gerät zu Lebzeiten nicht erhalten, einen neuen Begriff hatte Brathwaite aber sehr wohl geprägt: Der „Computer“ war geboren.

Über 400 Jahre später widmet das Museum of Modern Art in New York City den „elektronischen Datenverarbeitungsanlagen“ nun eine Ausstellung, die mit fast 100 Objekten die Geschichte des Computer Zeitalters nacherzählt. Für Le Mile Magazine durfte ich die exzellent kuratierte Schau besprechen und dabei den modernen Ursprung der Thinking Machines erkunden. Liebhaber können sich in New York auf Ausstellungsstücke aus den Produktschmieden von Olivetti, IBM, DIAB und Apple freuen. Eine Antwort auf den Ursprung des „Menschen“ sollten sie aber nicht erwarten.

Hübner, Andreas. „Of the Mortality of Man: Thinking Machines at the Museum of Modern Art“, Le Mile Magazine 24 (2018): 42–45.

Irving Penn – Earthly Bodies

„Vierteljährlich“ grüßt das Murmeltier: Auch im April ist wieder eine neue Ausgabe von Le Mile Magazine erschienen. In der aktuellen Ausgabe stelle ich den U.S.-amerikanischen Fotografen Irving Penn vor, dessen ausdrucksvolle Portrait-Fotografien derzeit in einer Retrospektive im Metropolitan Museum of Art, New York, zu sehen sind. Dem bereits zu Lebenszeiten gefeierten Perfektionisten gelang es solch Persönlichkeiten wie Truman Capote, Joe Louis und Pablo Picasso für seine Arbeiten zu gewinnen und sie in seinen sorgsam komponierten „Corner Portraits“ in völlig neues Licht zu „rücken“.

Obschon in den 1940er, 1950er und 1960er Jahren schnell zum Klassiker der Modewelt und des Kunstbetriebes aufgestiegen, war Penns Werdegang wenig vorbestimmt. Im Jahr 1917 als Kind einer russisch-jüdischen Migrantenfamilie in Plainfield, New Jersey, geboren, hatte Penn an der heutigen Philadelphia University of Arts studiert und zunächst eine Karriere als Maler ins Auge gefasst. Bei einer Reise nach Mittel- und Südamerika entpuppte er sich jedoch allenfalls als mittelmäßig begabt. Penn stürzte in eine Sinneskrise. Aus dieser befreite ihn erst Alexander Liberman, der Art Director der Vogue, der den Brodovitch Schüler im Jahr 1943 dazu überredete, die Disziplin zu wechseln und sich fortan der Fotografie zu widmen. Irving Penn sollte den Wechsel nie bereuen: Schon seine erste Farbfotografie fand sich auf dem Cover der Vogue wieder.

Wer Irving Penn in New York verpasst hat, darf sich trotzdem freuen: den Kuratoren zufolge soll die Ausstellung demnächst nach Berlin und München reisen.

Hübner, Andreas. „Irving Penn: Earthly Bodies“. Le Mile Magazine 23 (2017): 10–15.

Le Mile °21

LE MILE ISSUE 21 CoverMit dem Januar 2017 ist die neue Ausgabe des LE MILE Magazins erschienen. Pünktlich zu ihrem fünfjährigen Jubiläum bietet LE MILE damit wieder einen Überblick über das kontemporäre Geschehen in der Mode- und Kunstwelt. Während meine KollegInnen für die aktuelle Ausgabe u.a. die gegenwärtige Ausstellung im Solomon R. Guggenheim Museum vorstellen und ein Interview mit dem Helmut Lange Schüler Kostas Murkudis führten, durfte ich eine Schau des Fotografen Michael Kenna besprechen. Kenna, dessen Bilder derzeit in der Robert Mann Gallery, New York, zu sehen sind, lebt und arbeitet nach Stationen und Ausstellungen in London, Paris und Tokyo mittlerweile in Seattle. Im Kontrast zu vielen seiner Mitstreiter begeht Kenna den Prozess des Fotografierens weiterhin ausschließlich analog und stellt der oftmals diffusen Polyphonie digitaler Bildwelten eine puristische Bildsprache entgegen. Er fordert somit die globale Verdichtung und Beschleunigung der Moderne heraus und propagiert stattdessen eine Form von innerer Kontemplation. Dabei wohnt Kennas Fotografien ein wohltuendes und kreatives Sichversenken inne.

Bis zum 04. Februar bleiben die Türen der Robert Mann Gallery im Herzen Chelseas, New York, geöffnet und Michael Kennas Fotografien der interessierten Öffentlichkeit zugänglich.

Hübner, Andreas. „Michael Kenna: Visual Haiku Poems“. Le Mile Magazine 21 (2017): 38–41.

Gordon Parks – I am you

img_20161011_201402C/O Berlin präsentiert in diesem Herbst eine äußerst sehenswerte Ausstellung: Gordon Parks. I am you. Selected Works 1942–1978. Für LE MILE Magazine durfte ich die Ausstellung jetzt besprechen und hatte hierdurch Gelegenheit, mich mit einem der stilbildenden afroamerikanischen Fotografen des vergangenen Jahrhunderts zu beschäftigen. Parks, der die Kamera als „Waffe seiner Wahl“ bezeichnete, fokussierte in seinen Bildern immer wieder Rassismus, Gewalt, Armut und Ungleichheit in den Vereinigten Staaten und avancierte nicht zuletzt durch seine Porträts von Malcolm X, Martin Luther King, Jr. und Muhammad Ali zum Chronisten der Bürgerrechtsbewegung. Darüber hinaus gelang es Parks als erstem afroamerikanischen Fotografen überhaupt in weiße Gesellschaftsschichten vorzudringen. Für Condé Nast und Vogue begleitete er Berühmtheiten wie Ingrid Bergman und Alberto Giacometti und kreierte in seinen Foto-Reportagen unverwechselbare Momente von Intimität und Verletzlichkeit. Dabei war er ein Tausendsassa im wahrsten Sinne des Worte: Parks begeisterte nicht nur als Fotograf, sondern wusste auch als Musiker und Dichter zu überzeugen. Als Filmemacher schuf er mit Shaft den ersten afroamerikanischen Kinohelden und begründete zugleich das Blaxploitation-Genre.

Bis zum 04. Dezember 2016 ist die Ausstellung, die in Kooperation mit der Gordon Parks Foundation realisiert wurde, im Amerika Haus Berlin noch zu sehen.

Hübner, Andreas. „Gordon Parks: Weapon of Choice“. Le Mile Magazine 20 (2016): 44–51.

Seeing Yourself See

20160616_135304Mit Erscheinen der sechzehnten Ausgabe darf ich mich zum Redaktions- und Beiträgerteam von Le Mile Magazine zählen. Le Mile erscheint vierteljährlich im Weimarer Lucia Verlag und widmet sich, grob formuliert, den Schwerpunkten « Contemporary Art » und « Fashion ». Bei Le Mile handelt es sich um ein transatlantisches Projekt, dass, initiiert und geführt vom renommierten Fotografen und Mediendesigner Alban Smajli, KünstlerInnen und Kulturschaffende zusammenbringt und sich an eine globale Leserschaft richtet. In meinem ersten Beitrag für Le Mile stelle ich eine Studie des Amerikaners James Turrell vor, der durch seine Raum-Licht-Installationen einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist und in seinen Projekten permanent das Verhältnis von Kunst und Betrachter neu verhandelt. Turrell selbst beschreibt seine Arbeiten dabei durchaus puristisch: „My work has no object, no image and no focus. With no object, no image and no focus, what are you looking at? You are looking at you looking“.

Hübner, Andreas. „James Turrell at Houghton: Seeing Yourself See“. Le Mile Magazine 16 (2015): 78–83.